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Feiertage durch die interkulturelle Brille

Grüße zum neuen Jahr an das internationale Team – eine gute Idee, oder? Viele Firmen verschicken mehrsprachige Weihnachtskarten und Aufmerksamkeiten an Kunden in den Tagen vor dem 24. Dezember. Kommt dies bei unseren europäischen Nachbarn zu diesem Tag gut an? Macht es Sinn, gute Wünsche zu Weihnachten, einem christlichen Fest, an internationale Mitarbeiter islamischen Glaubens oder Buddhisten, Hinduisten zu richten?

In Europa gibt es bereits erhebliche Unterschiede: In Spanien beispielsweise werden erst am 6. Januar Geschenke verteilt, in Italien am 25. UND am 6. Januar. Der wichtigste Tag an Weihnachten ist in einigen Ländern der 24. Dezember (bpsw. Deutschland, Schweden), in anderen der 25. Dezember (bpsw. Großbritannien, Spanien). In Griechenland legt der heilige Vassilius die Geschenke in der Nacht zum 1. Januar den Kindern vor das Bett. In Ländern mit christlich-orthodoxer Religion liegt das Weihnachtsfest auf dem 6. Januar.  In Russland ist es üblich, am 31. Dezember Geschenke auszutauschen. Dies geht auf Väterchen Frost zurück, eine russische Märchenfigur als Personifikation des Winters, die die Kinder in der Neujahrsnacht beschenkt. In den Niederlanden, Belgien und Luxemburg liegt das größte Fest auf dem 6. Dezember: Sinterklaas. Der Namensgeber war Bischof, ein Schutzheiliger der Kinder.

 

Fröhlich oder feierlich, im Familien- oder Freundeskreis

Tiefergehende kulturelle Unterschiede sind die Gepflogenheiten, wer und wo man sich trifft und welche Stimmung herrscht. In Spanien, im angelsächsischen Raum etwa ist es ein fröhliches, ausgelassenes Fest mit Spielen, gutem Essen und Trinken, in Schweden ein reines Familienfest, in Deutschland ein eher besinnliches Fest. In Frankreich trifft man sich am 24. in einem Restaurant, am 25. in der Familie. In Großbritannien setzen sich die Gäste eine Papierkrone auf und ziehen einen witzigen Spruch aus einem „Cracker“, der sich mit einem Knall öffnet. Die deutsche Gepflogenheit, in der engsten Familie zu feiern, wird langsam aufgeweicht: Jugendliche gehen am Heiligabend im Anschluss and die Familienfeier mit Freunden auf Partys, Patchworkfamilien feiern in unterschiedlichen Familienkonstellationen, Freunde treffen sich an Heiligabend oder an den Feiertagen.

Da Weihnachten ein christliches Fest ist, spielt es in Asien und Arabien kaum eine Rolle. Nur in Hong Kong, Singapur, Malaysia und Indien wird in Teilen das Weihnachtsfest begangen. Hong Kong und Singapur haben Weihnachten als wirtschaftliches Verkaufsfest aus Amerika entdeckt, daher geht es besonders kitschig zu. In den meisten Staaten in Asien und Arabien wird während Weihnachten gearbeitet. Dafür gibt es ind diesen Ländern andere Feste und Feiertage. Aufschluss über die Festtage im Islam, Buddhismus, Hinduismus gibt beispielsweise der interkulturelle Kalender, der vom Senat von Berlin für Integration und Migration herausgegeben wird: http://www.berlin.de/lb/intmig/publikationen/kalender/

Ein wichtiges Fest in China und Vietnam ist beispielsweise das Neujahrsfest, das dieses Jahr auf den 31. Januar fällt. Chinesen sparen häufig ihren gesamten Jahresurlaub und nehmen zu Neujahr frei, um ihre Herkunftsfamilie zu besuchen. Die Familie trifft sich bereits am Vorabend des Neujahrsfestes, Kinder erhalten Geldgeschenke. Der erste Tag des Jahres wird ebenfalls mit der Familie gefeiert, Freunde und Verwandte werden besucht. In der arabischen Welt ist das Ramadanfest (Eid-ul-Fitr) ein wichtiger Termin im islamischen Kalender. Es markiert das Ende des Ramadan und fällt dieses Jahr auf den 28. bis 30. Juli (die Daten können um 1-2 Tage differieren). Das islamische Neujahr fällt auf den 25. Oktober 2014. Beachten die Flexibilität dieser Termine und prüfen Sie, auf welchen Tag sie im aktuellen Jahr fallen.

Weitere Eckpunkte sind Nationalfeiertage: In Deutschland wurde der 3. Oktober zum Tag der deutschen Einheit ernannt, in den USA ist es der 4. Juli (Independence Day), in Frankreich der 14. Juli als Tag der Französischen Revolution. Lettland feiert gleich drei Unabhängigkeitstage…

 

Punkten mit zusätzlichen Grüßen zum Ramadanfest, chinesischen/islamischen Neujahr

Was heißt dies nun ganz praktisch für die Kommunikation mit internationalen Kontakten? Um religionsneutral zu bleiben, können Sie „Season’s greetings“ mit ein paar persönlichen Worten ergänzt verschicken. Weisen Sie darauf hin, dass Ihr Büro für eine bestimmte Zeit geschlossen ist. Teilen die Geschäftspartner das gleiche Kalenderjahr, können Sie gute Wünsche zum neuen Jahr einschließen. Wählen Sie wertneutrale Bildmotive aus.

Es kommt auch darauf an, wie Ihr Unternehmen aufgebaut ist. Wo ist Ihr Hauptsitz? Ist die Unternehmenskultur überwiegend westlich geprägt? Sind die Niederlassungen sehr selbstständig? Welche kulturellen Werte überwiegen in der Region? Wollen Sie die Mitarbeiter einer Abteilung oder individuell eine Person grüßen? Wenn es beispielsweise ein schwedischer Mitarbeiter ist, der drei Jahre in Dubai arbeitet, wollen Sie ihm vielleicht wünschen, dass er mit seiner Familie Weihnachten feiern kann und eine entsprechende Atmosphäre schaffen kann.

Das Wichtigste ist, dass Sie dem anderen das Gefühl geben, an ihn gedacht, sich in seine Situation hineingedacht zu haben. Er oder sie fühlt sich wertgeschätzt, wenn Sie ihm oder ihr zum länderspezifischen Neujahrsfest freundliche Zeilen verschicken. Wünschen Sie alles Gute zum Eid-ul-Fitr (Ramadanfest), Diwalifest (hinduistisches Fest), zum  Opferfest (Jüdischer Festtag)… Fragen Sie nach, wie Ihre Mitarbeiter und Kunden die Feiertage begehen, und Sie erhalten neben den praktischen Informationen über die Öffnungszeiten der jeweiligen Büros persönliche Informationen, die Ihre Beziehung festigen!

 

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